Ratgeber Material & Gestänge Vorzelte
Ratgeber: Vorzelt Material & Gestänge
1. Welche Gestängevarianten gibt es?
Das Vorzeltgestänge bezeichnet die Tragestruktur des Zeltes und ist in der Regel aus verzinkten Metallrohren, aus Aluminium oder vereinzelt auch aus Carbon gefertigt. Anders als bei gängigen Personenzelten wird Fiberglasgestänge bei Vorzelten eher seltener verwendet. Eine Alternative bilden Vorzelte ohne jegliches Gestänge. Hier wird das Zelt durch aufblasbare Hochdruck-Luftschläuche stabilisiert.
Besonders preislich unterscheiden sich die Gestänge-Varianten deutlich. Carbonbongestänge sind auch unter starken Belastungen sehr stabil, leicht zu transportieren und überzeugen beim Auf- und Abbau. Allerdings kosten sie erheblich mehr als die anderen Varianten.
Aluminiumgestänge haben zwar ebenfalls ein recht geringes Gewicht, allerdings wird ihnen auch eine geringe Stabilität nachgesagt. Aus diesen Gründen – Carbon sehr teuer, Aluminium etwas instabiler – sind nach wie vor verzinkte Stahlgestänge der absolute Klassiker im Vorzelt-Bau. Auch wenn diese ein relativ hohes Gewicht besitzen.
Für den Durchmesser des Gestänges gilt: Je größer, desto stabiler – aber auch desto schwerer!
Unser Tipp: Wähle nicht weniger als 25 mm Durchmesser, um eine gute Stabilität zu gewährleisten. Für extremere Witterungsverhältnisse und windexponierte Standorte empfehlen wir dir, einen Gestängedurchmesser von 28 mm oder sogar 32 mm zu wählen. Besonders dann, wenn du dich für ein Aluminiumgestänge entscheidest, solltest du mit einem etwas stärkerem Durchmesser für Stabilität sorgen.
Stahlgestänge - der Klassiker
Das galvanisch verzinkte Stahlrohr-Gestänge ist besonders für Saison- und Dauerstandorte geeignet. Sicher, robust, stabil – und etwas schwerer.
Gut geeignet für:
- Saison- und Dauerstandorte
Vorteile:
- Hohe Stabilität
- Sehr lange haltbar bei guter Pflege
- Sehr robust
- Günstige Preisklasse
Nachteile:
- Hohes Gewicht
Aluminiumgestänge – Die leichte Alternative
Das Aluminiumgestänge bietet im Vergleich zu Stahlgestängen eine Gewichtsreduzierung von bis zu 50%. So ist ein 28 mm Aluminiumgestänge deutlich leichter als ein 25 mm Stahlgestänge. Durch das geringe Gewicht eignen sich diese Gestänge besonders für das Reisen. Die geringe Stabilität trübt den guten Eindruck etwas. Aber durch die Wahl eines dickeren Durchmessers und mit zusätzlichen Senkrecht- und Orkanstangen, können auch diese Gestänge wetterfest aufgestellt werden.
Hochwertige Aluminiumgestänge sind durch eine Oberflächenbehandlung (Eloxierung oder Lackierung) gegen Witterungseinflüsse und vor Korrosion geschützt. Die glatte Oberfläche sorgt dafür, dass die Stangen besser in die Gestängekanäle gleiten können – So ist das Zelt schnell aufgebaut.
Freunde des Wintercampings schätzen das Material ebenfalls aufgrund dieser Eigenschaften sehr: Bei kalten Temperaturen lässt es sich deutlich angenehmer greifen als Stahlgestänge.
Geeignet für:
- Häufigen Standortwechsel
Vorteile:
- Leicht
- Elastisch
Nachteile:
- Geringe Stabilität
- Mittlere Preisklasse
Fiberglasgestänge – Die preiswerte Alternative
Fiberglas ist ein glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK). Die einzelnen Gestänge-Segmente sind durch einen Gummizug verbunden, was das Zusammensetzen erleichtert. Insgesamt sind Fiberglasstangen vergleichsweise bruchempfindlich, splittern leicht und sind nicht so stabil – dafür bestechen sie meist durch ihren günstigen Preis.
Geeignet für:
- Häufigen Standortwechsel
Vorteile:
- Gewichtsersparnis, aber schwerer als Aluminium oder Carbon
- Günstige Preisklasse
Nachteile:
- Geringe Stabilität, bruchempfindlich
- Geringe Haltbarkeit
Carbongestänge – Die hochwertige Alternative
Die Gestänge aus Kohlenstofffasern zählen zu den hochwertigsten am Markt und zeichnen sich durch eine extreme Robustheit, Kälte- und Hitzebeständigkeit sowie einer enormen Gewichtsersparnis gegenüber Stahlgestängen aus. Allerdings ist die Verfügbarkeit eingeschränkt: Nur wenige hochwertige Zeltmodelle können mit einem Carbongestänge ausgestattet werden.
Geeignet für:
- Alle Gelegenheiten
Vorteile:
- Gewichtsersparnis
- Hohe Stabilität
- Sehr robust
- Kälte- und hitzebeständig
Nachteile:
- Höhere Preisklasse
- Geringe Verfügbarkeit
Luftkanal – Die Alternative zum Aufpumpen
Die neuen Vorzelte mit Hochdruck-Luftschläuchen sind gegenüber den konventionellen Gestängen schneller und komfortabler aufzubauen. In der Zelthaut sind Luftkammern als Hauptbögen integriert, die das Grundgerüst bilden. In diesen Luftkammern befinden sich Luftschläuche, die über ein angebrachtes Ventil mit einer Doppelhub-Standpumpe (meist im Lieferumfang enthalten) befüllt werden. Teilweise verfügen diese Vorzelte über verbundene Luftschläuche, sodass das ganze System zentral über ein einziges Ventil gleichmäßig befüllt werden kann.
Neben dem ebenso einfachen wie schnellen Aufbau haben Luftzelte und aufblasbare Vorzelte einen weiteren Vorteil: Die Luftkammern machen das ansonsten bewährte Gestänge fast komplett entbehrlich. Trotzdem stehen die Luftzelte stabil und sicher. Bei starkem Wind können die Luftkammern etwas einknicken, aber sie richten sich wieder auf, sobald der Wind nachlässt.
Geeignet für:
- Häufigen Standortwechsel
Vorteile:
- Schneller, komfortabler Auf- und Abbau
- Geringes Gewicht
- Kleines Packmaß
Nachteile:
- Stabilität fällt unterschiedlich aus
2. Auf welches Zeltmaterial muss ich achten?
Die Anforderungen an ein Vorzelt und seine Materialien sind hoch: Es soll robust und trotzdem transportabel sein, wasserdicht und atmungsaktiv zugleich, reiß-/zugfest aber waschbar und pflegeleicht. Um diese Anforderungen zu erfüllen, ist ein hoher Qualitätsstandard erforderlich. Es werden fast ausschließlich Kunstfasern verwendet. Farbechtheit und Wetterbeständigkeit werden oftmals durch eine zusätzliche Beschichtung erreicht.
Die verwendeten Materialien haben wesentlichen Einfluss auf die Eigenschaften eines Zeltes.
Beidseitig beschichtetes PVC-Polyestergewebe
Einsatz:
- Dachbereich aller Zeltkategorien
- Seiten- und Vorderwandbereich von Ganzjahres- und Winterzelten
Vorteile:
- Absolut dicht
- Hohe Reißfestigkeit
- Verrottungsfest
- Resistent gegen Sporen
- Leicht zu reinigen
Zu beachten:
- Nicht atmungsaktiv, daher erhöhte Kondenswasser-Bildung möglich
- Meist sehr schwer
- Unflexibler und schwerer auszuspannen
Einseitig beschichtetes PU- oder Acrylat-Polyestergewebe (z.B. Trailtex, Airtex)
Einsatz:
- Für leichte Urlaubs- und Reisezelte
- Sonnenvordächer
Vorteile:
- Relativ robust bei leichtem Gewicht
- Sehr gut spannbar
- Leicht zu reinigen
- Weniger Schwitzwasser bei unbeschichteter Innenseite
Zu beachten:
- UV-Belastung bei Sonneneinstrahlung kann Gewebe schädigen
- Nicht verrottungsfest
- Nicht wintertauglich
Wichtiger Hinweis:
Für die tatsächliche Qualität der Außenhaut sind nicht nur das verwendete Material, sondern auch die Materialstärke sowie die Beschichtung ausschlaggebend.
3. Was sagt die Wassersäule aus?
Die Wassersäule gibt an, wie viel Druck eine Flüssigkeit auf ein Gewebe ausüben kann, bis diese durch das Gewebe dringt. Ab 1500 mm gilt nach der DIN-Norm in Deutschland ein Material als wasserdicht. Da es sich hierbei um die absolute Untergrenze handelt und dieser Wert bei länger anhaltendem Regen auch schnell mal überschritten werden kann, empfehlen wir Werte ab 3000 mm, um für alle Wetterverhältnisse vorbereitet zu sein.
Weitere Informationen zur Wassersäule erfährst du in unserem Ratgeber zum Thema „Campingzelte“
4. Weitere Ratgeber
Weitere wichtige Faktoren bei der Wahl eines Vorzeltes haben wir dir in verschiedenen Ratgebern zusammengefasst: